Neue herausforderungen beim schutz von kaninchen: hochvirulente RHDV2-Stämme
Einführung
Die Hämorrhagische Kaninchenkrankheit (RHD) ist eine virale Erkrankung, die durch ein hochkontagiöses Calicivirus verursacht wird, das europäische Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) betrifft. Seit seiner Entdeckung im Jahr 1984 hat RHD signifikante Verluste sowohl in der Haus- als auch in der Wildkaninchenpopulation verursacht.
Im Laufe der Zeit hat sich das Virus weiterentwickelt und es entstand ein neuer Serotyp, der 2010 in Frankreich nachgewiesen wurde:RHDV2 Dieser neue Virusstamm zeichnet sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit aus und hat den klassischen Stamm in vielen Regionen mittlerweile ersetzt.
Eigenschaften hochvirulenter Stämme
Der klassische RHDV-Stamm hat eine Mortalitätsrate von 80-90 %. Im Falle von RHDV2 kann die Mortalitätsrate je nach Stamm jedoch stark variieren, , wobei kürzlich isolierte Stämme viel virulenter sind als die ursprünglich isolierten.1,2
Diese Variabilität zeigt sich in den Ergebnissen aus Abbildung 1, die die Mortalitätsrate ungeimpfter Kaninchen darstellt, die mit verschiedenen Stämmen in unterschiedlichen Altersgruppen infiziert wurden. Diese Ergebnisse basieren auf kürzlich veröffentlichten Studien.3,4
Beim RHDV2-Stamm, der 2013 isoliert wurde, liegt die Mortalitätsrate bei jungen Kaninchen (67 %) höher als bei erwachsenen Kaninchen (53 %). Eine Infektion mit dem klassischen Stamm (RHDV) konnte, wie auch in anderen Fällen, an Kaninchen im Alter von 37 Tagen nicht durchgeführt werden, da die Krankheit bei Tieren unter 8 Wochen nur subklinisch verläuft.
Die Mortalitätsrate ungeimpfter Kaninchen betrug bei 12 Wochen alten Tieren 91 % und bei einjährigen Kaninchen 80 %. Im Vergleich zu den hochvirulenten RHDV2-Stämmen zeigen sich deutliche Unterschiede: In keinem Fall liegt die Mortalitätsrate unter 90 %. Beim zuletzt isolierten Stamm von 2022 wurde sogar eine Mortalitätsrate von 100 % beobachtet, die sowohl bei jungen als auch bei erwachsenen Kaninchen konstant hoch bleibt.
Hochvirulente RHDV2-Stämme verursachen Sterblichkeitsraten von über 90 %
Diese Daten unterstreichen die Bedeutung der epidemiologischen Überwachung und die Überprüfung von Impfprogrammen.
Abbildung 1. Mortalitätsrate bei ungeimpften Kaninchen basierend auf dem verwendeten Stamm und dem Alter der Tiere.
Herausforderungen
Die Bekämpfung der Hämorrhagischen Kaninchenkrankheit bringt erhebliche Herausforderungen sowohl in der tierärztlichen Praxis als auch in Wildpopulationen mit sich. Erstens, die Fähigkeit des Virus, sich vergleichsweise leicht in neue Serotypen zu entwickeln, wie im Fall von RHDV2, und seine Virulenz im Laufe der Jahre zu erhöhen.
Zweitens ist das Virus in der Lage, sein Wirtsspektrum zu erweitern, und betrifft nicht nur das europäische Kaninchen (Oryctolagus cuniculus), sondern auch einige Hasenarten, die vom klassischen RHDV-Stamm nicht betroffen waren. Aus all diesen Gründen ist es unerlässlich, die Evolution des Virus zu überwachen, um mögliche Mutationen vorherzusehen, die die Gesundheit von Kaninchen gefährden könnten.
Prävention
Aus all diesen Gründen ist es jetzt wichtiger denn je, sicherzustellen, dass alle Kaninchen entsprechend geeigneter Impfpläne behandelt werden, einschließlich der Verwendung von Impfstoffen, die sie gegen diese hochvirulenten Stämme schützen können.
Die Impfung ist das wichtigste Präventionsmittel
Darüber hinaus sollten Vorsichtsmaßnahmen nicht nur für Kaninchen mit Zugang zum Freien, sondern auch für Hauskaninchen getroffen werden, da das Virus in der Umgebung hochresistent ist.
Referenzen
1. Lavazza, A.; Capucci, L. Chapter 3.6.2.—Rabbit haemorrhagic disease. In Manual of Diagnostic Tests and Vaccines for Terrestrial Animals 2021; OIE: Paris, France, 2021; pp. 1389–1406.
2.Le Minor, O., Boucher S., Joudou L., Mellet R., Sourice M., Le Moullec T., Nicolier A., Beilvert F., Sigognault-Flochlay A. 2019. Rabbit haemorrhagic disease: experimental study of a recent highly pathogenic GI. 2/RHDV2/b strain and evaluation of vaccine efficacy. World Rabbit Sci., 27.3, 143-156.
3. Perozo E., Fontseca M., Acal L, Gascon-Torrens S., March R., Sitjà M. (2024). YURVAC RHD vaccine against RHDV and RHDV2 [Oral communication, O126]. ICARE Congress, Ghent, Belgium.
4. Perozo E., Fontseca M., Nadal G., Montbrau C., Gascon-Torrens S., March R., Sitjà M. (2024). Efficacy evaluation of YURVAC RHD against a current highly virulent RHDV2 strain [Poster communication, P1-PH1-07]. WRC Congress, Tarragona, Spain.