Schützt die mütterliche Immunität bei Kaninchen das Tier vor RHD?
Die schnelle Antwort auf diese Frage lautet: Ja, die mütterliche Immunität, die auf der Übertragung von IgG von Kaninchen auf ihre Nachkommen beruht, schützt diese vor der Hämorrhagischen Kaninchenkrankheit. Diese Antwort kann jedoch weitere Fragen aufwerfen, z. B. wie lange dieser Schutz anhält oder auf welchem Weg die Antikörper übertragen werden.
Im Jahr 2020 wurde in der Zeitschrift Vaccines die Studie „Characterization of the maternally derived antibody immunity against RHDV2 after administration in breeding does of an inactivated vaccine“ veröffentlicht, die Antworten auf diese Fragen geben sollte.
Das Studiendesign bestand in der serologischen Überwachung von zwei Kaninchengruppen (einer geimpften und einer ungeimpften Gruppe) sowie deren Nachwuchs.
Übertragungsweg der mütterlichen immunität
Diese Studie hat gezeigt, dass der Hauptübertragungsweg von IgG-Antikörpern auf die Nachkommenschaft während der Trächtigkeit erfolgt. Um dies zu demonstrieren, mussten verschiedene Aufzuchtformen angewendet werden (siehe Tabelle 1). So konnte durch die Serologie der Kaninchen der Übertragungsweg der IgG-Antikörper bestimmt werden.
Gruppe AA | Gruppe AB | Gruppe BA | Gruppe BB | |
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Trächtigkeit bei geimpften Kaninchen | X | X |
|
|
Trächtigkeit bei nicht geimpften Kaninchen |
|
| X | X |
Laktation bei geimpften Kaninchen | X |
| X |
|
Laktation bei nicht geimpften Kaninchen |
| X |
| X |
Diagramm 1 zeigt die Serologie der Kaninchen nach jeweiliger Gruppe. Die Kaninchen von geimpften Muttertieren wiesen eine ähnliche Seropositivität auf, wobei die Seropositivität bei Kaninchen, die ebenfalls von geimpften Muttertieren gesäugt wurden, höher war. Bei Kaninchen von ungeimpften Muttertieren führte die serologische Auswirkung der Laktation durch geimpfte Muttertieren in keinem der Fälle zu seropositiven Tieren. Diese Ergebnisse zeigten, dass der Hauptübertragungsweg während der Trächtigkeit erfolgt und dass die Laktation keinen signifikanten Einfluss auf den IgG-Spiegel bei den Kaninchen hatte.
Dauer der mütterlichen immunität
Da nun der Hauptübertragungsweg bekannt ist, bleibt die zweite wichtige Frage zu beantworten, nämlich wie lange diese IgG-basierte mütterliche Immunität bei den Nachkommen der Kaninchen vorhanden ist.
Im Rahmen derselben Studie wurden die Kaninchen ab dem 2. Lebenstag bis zum 58. Lebenstag serologisch überwacht. Diagramm 2 zeigt, dass alle Tiere die mütterliche Immunität bis zum Alter von 28 Tagen aufrechterhielten. Allerdings gibt es einen Trend zur allmählichen Abnahme des mittleren Antikörpertiters. So waren im Alter von 40 Tagen bereits etwa 30 % der Tiere seronegativ, dementsprechend wären diese Tiere bereits für die Krankheit empfänglich.
Wenn trächtige Kaninchen angemessen geimpft werden, kann man daher davon ausgehen, dass die Nachkommen während ihrer ersten 28 Lebenstage geschützt sind. Es ist jedoch eindeutig, dass diese mütterliche Immunität allmählich abnimmt, bis sie schließlich nicht mehr ausreicht, um eine RHD-Infektion zu verhindern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, eine präventive Strategie zur Vermeidung von Infektionen zu verfolgen und die Kaninchen in einem frühen Alter zu impfen, um sie vor RHD zu schützen.
Literatur
Baratelli M, Molist-Badiola J, Puigredon-Fontanet A, Pascual M, Boix O, Mora-Igual FX, Woodward M, Lavazza A, Capucci L. Characterization of the Maternally Derived Antibody Immunity against Rhdv-2 after Administration in Breeding Does of an Inactivated Vaccine. Vaccines (Basel). 2020 Aug 28;8(3):484. doi: 10.3390/vaccines8030484. PMID: 32872139; PMCID: PMC7564433.